Das Vorhaben

In meiner Kindheit gab es noch Telefone mit Wählscheiben, analoges Fernsehen und gelbe Telefonhäuschen. Mit dem Commodore64 und dem Amiga500 traten die ersten Computer in mein Leben. In meiner Ausbildung lernte ich einerseits die Nutzung von Grafikprogrammen am Macintosh PC und arbeitete andererseits noch manuell an der Reproduktionsmaschine mit Filmmaterial. Mein Ausbildungsberuf verschwand im Rahmen der Digitalisierung, meine Begeisterung für Computer blieb – privat wie beruflich. Und so setzte sich mein Weg fort. Mit Modem und Netscape Navigator Gold war ich früh im Internet unterwegs und lernte HTML „programmieren“. Ich lebte digital in „Chatcity“, hatte ein MySpace-Profil und war auf Facebook als es noch „cool“ war auf Facebook zu sein.

Da ich zudem als Produktmanager bei einem großen Internetdienstleister arbeitete, war das nicht nur Spaß sondern auch sowas wie berufliche Recherche. Ich hatte früh ein erstes Android-Smartphone und stürzte mich begeistert auf die vielen neuen tollen Apps und Internetdienste. Ich nutze aus Bequemlichkeit lange Zeit den Facebook-Login, später den von Google. Natürlich stiegen mit der Zahl der neuen Tools und Apps auch die Sorgen um die Verbreitung meiner Daten im Internet.

Es folgten die ersten „Hacks“, Daten-Leaks und Meldungen über Veröffentlichung und den Verkauf von personenbezogenen Daten wie E-Mail-Adressen und Kreditkartennummern im Netz durch Dritte.

Die größten Hacks der 2010er: https://www.zdnet.com/google-amp/article/a-decade-of-hacking-the-most-notable-cyber-security-events-of-the-2010s/

Langsam entwickelte ich ein anderes Bewusstsein über meine Daten im Netz. Ich hörte damit auf, meine Daten völlig gedankenlos im Internet zu nutzen. Ich hinterfragte vielmehr den Sinn und Zweck und wägte den Nutzen ab. Für einige Dienste legte ich anfangs eigenen E-Mail-Adressen an. Ließ aber schnell wieder ab von dieser Idee, da es mir einfach zu aufwändig war.

Spätestens seit der NSA-Affäre 2013 müsste jedem klar sein, dass seine Daten im Netz nicht sicher sind. Edward Snowden, Ex-CIA-Mitarbeiter, gab durch seine Enthüllungen einen Einblick in das Ausmaß der weltweiten Überwachungspraktiken der Geheimdienste. Der große Aufschrei in der Bevölkerung blieb jedoch aus, vermutlich weil das Thema sich „so weit weg“ anfühlt.

Doch auch Unternehmen erkannten schnell den Wert unserer Daten. Das Tracking unseres Einkaufs- und Surfverhalten erlaubt Rückschlüsse auf unsere Vorlieben. Die Verbindung einzelner Datensätze aus unterschiedlichen Quellen das Erstellen von konkreten Persönlichkeitsprofilen. Bereits 2013 kamen Forscher der Universitäten Cambridge und Stanford im Rahmen einer Studie zu dem Ergebnis, dass die von uns auf Facebook hinterlassenen Likes präzisere Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeit zulassen. Nur 70 Likes braucht es, dann liefert der Algorithmus ein genaueres Bild ab, als unsere Freunde es leisten können. Die Forscher konnten beispielsweise mit einer Trefferquote von 95 Prozent die Hautfarbe, mit 93 Prozent das Geschlecht vorhersagen und mit 73 Prozent Genauigkeit Zigarettenraucher identifizieren.

Im Zeitalter von Meinungsmache, Manipulation und Fakenews geht es aber längst nicht nur um unsere Daten, sondern auch darum, welche Informationen uns überhaupt noch erreichen.

Glücklicherweise ist dieses Bewusstsein mittlerweile auch in der öffentlichen Diskussion angekommen. Und trotzdem sind „Was soll mir schon passieren?“ und „Ich hab ja nix zu verbergen“ weiterhin häufige Aussagen in einer Diskussion zu diesem Thema.

Längst haben wir die Kontrolle darüber verloren, welche Informationen von uns an welcher Stelle gespeichert oder verarbeitet werden. Die europäische Datenschutzgrundverordnung trat 2018 dazu an, unsere Rechte als Verbraucher zu stärken. Seitdem müssen Anbieter uns über die Verarbeitung unserer Daten informieren, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem die Daten erhoben werden. Leider führt dieser Umstand zu gefühlt endlos vielen Datenschutzhinweisen und Cookie-Banner, die wir aus Frust gedankenlos abnicken und wegklicken.

Ich habe gefühlt die Kontrolle über meine Daten verloren. Daher starte ich dieses Projekt. Ich werden nicht meinen kompletten digitalen Fußabdruck verwischen können, doch zumindest ein paar Altlasten entsorgen und ein Bewusstsein darüber entwickeln, wo denn meine Daten mittlerweile überall gespeichert sind. Ich bin selbst gespannt, wohin mich diese Reise führen wird.

Von daher:  „Gebt mir mein Privatleben zurück!“